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Mode aus Meeresplastik

Weisen Mode und Schuhe aus „Ocean Plastic“ den Weg aus der globalen Müllkrise?

 

Jeder von uns hätte gerne saubere Ozeane und findet „jedes Kilo Plastik weniger im Meer als Gewinn“.

Aber die Idee, aus Meeresmüll Mode herzustellen, sei aus Sicht der Nachhaltigkeit Unsinn, so der Nachhaltigkeitsforscher Kai Nebel, der den Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit und Recycling an der Hochschule Reutlingen leitet. Viola Wohlgemuth, Greenpeace-Konsum-Expertin findet, „Produkte aus Ozeanplastik, die nicht recycelfähig sind, als Meeresschutz hinzustellen, schlicht und einfach Greenwashing pur und Verbrauchertäuschung. Es sei schlimmer als nichts zu tun, weil wohlmeinenden KonsumentInnen das Gefühl vermittelt werden, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, während sie tatsächlich für viel Geld die nächste Generation Sondermüll kaufen.“

 

Die Müllfischer von Nabu

Der Naturschutzbund Nabu und die Hochschule Magdeburg-Stendal haben untersucht, ob sich aus Meeresmüll ökologisch sinnvolle und finanziell lohnende Produkte herstellen lassen. Der Naturschutzverband betreibt seit über einem Jahrzehnt das Projekt „Fishing for Litter“ (Nach Müll fischen). In den Häfen an Nord- und Ostsee stellt er Container auf, in denen die Fischer den Müll kostenlos entsorgen können, den sie während ihren Touren aus dem Meer geborgen haben. Mehr als 150 Fischereien beteiligen sich an der Aktion, fast 65 Tonnen Müll sind so bereits zusammengekommen.

 

Doch während die Sammelaktion einen wichtigen Beitrag gegen Meeresplastik in Nord- und Ostsee leistet, zeigte die wissenschaftliche Analyse, dass eine Verwertung des Mülls als Rohstoff sinnvoll kaum machbar ist. Selbst die Herstellung eines Granulats zur Herstellung einfachster Kunststoffe sei aus dem „wilden Mix“ von Meeresplastik nur mit extremen Aufwand möglich, fasst Nabu-Experte David Pfender zusammen. Eine Tonne Müll so aufzubereiten, dass sie als Rohstoff etwa für Parkbänke aus Plastik weiterverarbeitet werden könne, koste 20.000,– Euro. „In der Praxis ist das weder rentabel noch ökologisch sinnvoll.“ Die Naturschützer haben Konsequenzen gezogen: Der von den Fischer gesammelte Plastikmüll wird „thermisch verwertet“ – sprich verbrannt.

 

Den Ozean nie gesehen.

Um ihre Produkte als „Made from Ocean Plastics“ deklarieren zu können, greifen Produzenten oft auf Plastikmüll aus PET-Flaschen zurück. Diese werden nicht, wie Bilder von im Plastik verhedderten Meeresschildkröten vermuten lassen, aus den Tiefen der Ozeane gefischt. Vielmehr werden sie, wie Hersteller meist an unauffälliger Stelle erwähnen, „in Küstenregionen“ an Land gesammelt. Ein Großteil des Ozeanplastik dürfte nie mit dem Meer in Berührung gekommen sein.

 

Weniger, dafür hochwertiger zu produzieren.

„Das Grundproblem ist, dass zu viel hergestellt und wehgeschmissen wird. 40 % der Kleidung wird zum Wegwerfen produziert, weil es billiger ist, als zu höheren Stückkosten weniger herzustellen. Der zweite Skandal ist, dass das Modesystem nicht kreislauffähig ist.

Wir müssen weniger produzieren und die Firmen verpflichten, kreislauffähige Ware herzustellen. Es dürfen nur Sachen verkauft werden, die mit den technischen Möglichkiten, die auf dem Markt recycelt werden können“, so Viola Wohlgemuth, Greenpeace-Konsum-Expertin. „Dabei ist der Gesetzgeber gefragt, denn ohne Vorgaben wird es nicht klappen. 

Ihr Rat an die KonsumentInnen: „Das nachhaltigste Textil ist das, das nicht neu hergestellt werden muss. Ich kann Verantwortung für die Ressourcen in meinem Schrank übernehmen: Ungetragenes anziehen, Kaputtes reparieren und wenn es nicht mehr passt, nicht in die Kleidertonne, sondern in den Second-Hand-Laden bringen.

 

Fazit:

Die Modebranche braucht ein SLOW-Down. Alle müssen weniger konsumieren und die Geschäftsfelder müssen sich in eine Kreislaufwirtschaft ändern. „Wir müssen kreislauffähiger Produkte schaffen, weniger und wertiger produzieren.“, so die ExpertInnen. So weiter wie bisher ist nicht die Lösung.

 

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Quelle: Schrott & Korn