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Das Polyester-Problem

Das Recycling von PET Flaschen wird als Greenwashing kritisiert.

 

Schon die Herstellung von Polyester ist eine Umweltsünde.

Die Gewinnung synthetischer Stoffe ist zweifellos ein energieintensiver Prozess, der viel Rohöl benötigt und Emissionen freisetzt. „Darunter flüchtige organische Verbindungen, Feinstaub und saure Gase wie Chlorwasserstoff, die Atemwegerkrankungen verursachen. Monomere, Lösungsmittel und andere Nebenprodukte der Polyesterproduktion werden in das Abwasser von Herstellungsanlagen emittiert“, erklärt die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA. Damit seien Textilfertigungsanlagen einmal mehr „Erzeuger gefährlicher Abfälle“, heißt es auf der Plattform von Environmental Health Perspectives.

 

Polyester ist die am weitesten verbreitete Kunstfaser.

Die Amsterdamer Nachhaltigkeitsinitiative Fashion for Good hat im Rahmen des „Sorting for Circularity Europe“–Projektes 21,8 Tonnen Textilabfälle in sechs europäischen Ländern analysiert. Jedes zehnte Teil besteht demnach aus Polyester und fast ein Drittel aus Materialmischungen, von denen wiederum das, noch immer nicht kostendeckend in großen Mengen wieder trennbare Gemisch, Baumwolle-Polyester die Hälfte ausmacht.

 

Faser-Mischungen mit Polyester sind nur ein Störfaktor.

Hauptproblem ist, dass noch kein Faser-zu-Faser-Recycling stattfindet. Wirklich nachhaltig wäre recyceltes Polyester nur dann, wenn es aus alten Textilien stammt, aber es gibt keine Infrastruktur und keine Rücknahmesysteme für Altkleider, bestätigt Thomas Ahlmann von Fairwertung, der Dachorganisation der Textilrecycler. Heutezutage wird Polyester ausschließlich aus Plastikflaschen hergestellt, weil Neugewinnung noch immer profitabler sei als das Wiederaufbereiten.

 

Der Anteil von Faser-zu-Faser-Recycling liege nach wie vor unter 1%.

„Wer ein recyceltes Polyester schon als nachhaltige Lösung verkauft, führt seine Kunden in die Irre“, findet Ahlmann. Lavina Muth wird noch deutlicher: „ Das ist schlicht und ergreifend Greenwashing“, sagt die Nachhaltigkeits-Expertin aus Köln. „Das ist gerade im Trend, weil es einfach und billig als „vermeintlich grün“ gelabelt werden kann. Klar ist, dass PET-Flaschen am besten in ihrem geschlossenen Kreislauf als PET-Flaschen bleiben sollen.

Dazu kommt noch die, seit Jahren kursierenden Gerüchten, wo in China eigens Plastikflaschen hergestellt, damit sie zu textilen Fasern recycelt werden können. Dabei wäre schon genug Plastik in der Welt.

 

Last, but not least: der Faser-Abtrieb. Das Mikroplastik-Problem.

Nicht nur bei der Produktion, sondern vermutlich mehr noch beim Tragen und Waschen entsteht Mikroplastik. Fox hat festgestellt, dass bestimmte Webtechniken und Beschichtungen die Gefahr verringern. „Solang es kein Fleece sei, halte sich der Abtrieb in Grenzen. Zum Beispiel ein Rucksack, der nicht gewaschen und nicht direkt auf der Haut getragen wird, ist weniger bedenklich als ein Shirt.“ Die Faktenlage sei aber insgesamt noch zu dünn. Mit Netzen und Filtern für Wachmaschinen wird derzeit erst experimentiert.

 

Fazit der ExpertInnen:

Längerfristig muss Polyester vollständig durch eine andere Faser ersetzt werden, denn die ressourcenintensive Gewinnung des Rohmaterials sowie die Probleme mit dem Mikroplastik und dem Restmüll nicht anders gelöst werden kann.

 

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Quelle: Textilwirtschaft, Sustainability – Greenwashing